Trotzdem fühle ich mich manchmal wie ein Alien im Supermarkt. Ich verstehe es einfach nicht, vor allem die Tatsache, dass Lebensmittel so häufig in Plastik eingepackt warden. Meist ist das überflüssig. Klassiches Beispiel ist das Gurkenkondom. Auch 3 Paprikas (eine rote, eine gelbe und eine orangene) in Plastik zu verpacken, grenzt meiner Meinung nach an Perversion. 
Vielleicht ist das auch ein Marketing-Gag. Vielleicht verkaufen sich Lebensmittel einfach besser, wenn sie verlockend knistern, während der Supermarktbesucher die durchsichtige Verpackung in den Händen hält. Als würde das Paprika-trio whispern: “Kauf mich, ich bin so neu und so schön, noch nie hat mich jemand angefasst, ich bin noch jungfräulich verpackt!” Dazu muss ich was sagen: Ich habe oft gedacht, dass Obst und Gemüse, das verpackt ist, hygienischer ist, weil weniger Menschen mit ihren dreckigen Grapschhänden dranpacken. Aber im Prinzip stimmt das ja gar nicht. Vorher warden ja die Paprikas, Gurken, Tomaten, Birnen usw. auch von Mitarbeitern am Fliessband nach braunen Stellen, Schimmel, oder sonstigen Merkmalen untersucht, die sie vom Verkauf ausschliessen würden.
Aktuell habe ich zwei verschiedene Verkaufserlebnisse. Denn meine Meinung zu Plastik teilen leider nicht alle Menschen in meinem Umfeld:
Einkaufserlebnis 1) Wenn ich mit einer Freundin einkaufen gehe, dann wird mir fast schwindelig vor Plastik. Selbst wenn wir auf der Hinfahrt zum Supermarkt noch drüber sprechen, im Supermarkt blendet sie alles aus. Zielstrebig sprintet sie zur Plastiktütenrolle und noch bevor sie ihre Obst- und Gemüseauswahl trifft, reisst sie sich provisorisch schon mal gut 3-5 Plastiktüten runter. Alles wird einzeln verpackt. In ein Tütchen die Tomaten, in eins Maiskolben, dann die Birnen, die Aprikosen, die Orangen. Ich schiebe den Wagen und starre auf die sich türmenden Tüten. Für mich sind alle überflüssig, manche sogar extrem; bei Orangen und Avocados versteh ich es erst recht nicht, warum man die nicht lose transportieren kann? Da wird ja die Schale eh entfernt und es gibt keinerlei Angst wegen Hygiene usw.
Und nein, ich hab das Thema drei-vier mal angesprochen (mindestens) aber unser Verhältnis ist nicht so, dass ich ihr die Meinung geigen kann. Fakt ist: Auch wenn sie ihre ganzen Mini-Plastiktüten am Ende in Stofftüten verfrachtet, ihr Plastikkonsum ist enorm. Sie liebt Plastik. In allen Formen und Farben. Und ich versuche, Ruhe zu bewahren. Nicht aggressiv zu werden. Es ist echt schwierig. Wenn einem einmal bewusst ist, was mit den moisten Plastikverpackungen passiert, kann man das Thema nicht mehr ausblenden. 
Wenn du dich darüber informieren willst, schau dir zum Beispiel die Dokumentation Plastik Planet an. 
Einkaufserlebnis 2) Wenn ich mit meinem Freund einkaufen gehe, dann haben wir oft fast Spass daran, nur die Lebensmittel zu kaufen, die unverpackt kommen. Beim Obst und Gemüse fallen einige Produkte dann zwar weg, aber das stört uns nicht. Wir lassen uns dann Inspirieren und kaufen statt Kondomgurke eine Landgurke, statt Kartoffeln (die in einem Plastiksack verkauft warden), suchen wir uns drei mittelgrosse Süsskartoffeln aus. Ich bin, was meine Lebensmittel angeht, nicht so festgefahren und probiere gerne neue Rezeptideen oder Kombinationen aus, deswegen stört mich das nicht. Ich wär die perfekte Kundin für die Biokiste, bei der man wie in einem Abo regelmässig eine Kist emit regionalem und saisonalem Gemüse (und Obst) zugesendet bekommt. Nur leider gibt es sowas hier in Kanada nicht.
An dieser Stelle muss ich noch etwas an Nordamerika loben: Es gibt in fast jedem Supermarkt eine “Unverpackt Station”, an der man sich allerlei Lebensmittel nach Bedarf selbst abfüllen kann. Im lokalen Supermarkt gibt es unter anderem dort zu finden: Reis, Nudeln, Nüsse, Hülsenfrüchte, Gewürze, Schokolade, Haferflocken, Saaten, usw. Hier bringt man entweder Container mit, die man quasi wieder und wieder recycled, oder man erwirbt online Stoffbeutel/Gemüsebeutel.
An der Kasse (hier gibt es keine Kassierer mehr, man geht zu einer Art Selbstcheckout-Station, wiegen wir dann alles ab und verfrachten unsere Einkäufe in grosse Stoffbeutel.
Hier noch ein paar Fakten zum Thema:
  • Eine durchschnittliche Plastiktüte wird 11 Minuten verwendet.
  • Ein Durchschnittseuropäer produziert mehr als 100kg Plastik. Pro Jahr.
  • Plastik verschwindet nicht sehr schnell. Es dauert 500 Jahre, bis es sich zersetzt und verrottet. 
  • Im Meer treiben über 100 MILLIONEN TONNEN Plastik. Viele Fische und Meeresbewohner sterben daran aus, weil sie es mit kleinen Fischen, oder Plankton aufnehmen. Übrigens sind auch Meeresfrüchte stark belastet.
  • Eine Tube Zahnpasta kann bis zu 10% Mikroplastk enthalten. 
  • Plastik enthält Weichmacher, darunter das schädliche Bisphenol A, das unter anderem als Auslöser für Krankheiten wie Krebs, Asthma und Unvfruchtbarkeit bekannt ist.
  • Nur 11 aus 100000 Substanzen, die für die Produktion von Plastik eingesetzt warden, wurden in den letzten 10 Jahren genauer analysiert.
  • Die Kunststoffindustrie macht jährlich über 800 Milliarden Euro Umsatz und ist eine der stärksten Lobbys der Welt. 
Ist das nicht schockierend? Und wenn du dich jetzt fragst, wie du dein Leben direkt verbessern kannst und Plastik (und $$$) sparen kannst, hab ich ein paar Tipps:
  • Recycle. Alle Plastiktüten, die aktuell im Haushalt sind, müssen nicht sofort weggeworfen warden. Verwende sie, solange sie ihren Dienst tun. Am Besten stellst du dir Tragetaschen bereit, wenn du zum Einkaufen gehst, mit Stoffbeuteln und den Plastiktüten, die du noch hast. Es gibt sogar wiederverwendbare Gemüsebeutel.
  • Wenn man mal spontan Lebensmittel einkaufen geht, oder seine Tragetaschen vergessen hat, hilft folgender Tipp: Frag oder finde einen Pappkarton aus der Frischeabteilung (die für Milchtüten sind oft hoch und sehr stabil), das ist oft gut genug, um die Lebensmittel zum Auto oder heimzutransportieren. Weiterer Bonus: Die “Henkel” einer schweren Tüte reissen leichter, als die eines Pappkartons.
  • Bist du in einem Laden, in dem man selbst sein Obst und Gemüse abwiegen muss und dann einen Sticker ausgedruckt bekommt, hilft folgender Trick: Einfach wie gewohnt, das Obst und Gemüse verstauen und die Sticker alle gesammelt nebeneinander auf einem Stück Pappkarton anbringen. Bei mir hat sich noch nie ein Kassierer deswegen beschwert. Im Gegenteil, das Scannen und Kassieren geht oft viel schneller.
  • Fang an, Müll zu trennen. Lebensmittel und Bio Reste sollten auf einen Komposthaufen. Vielleicht hast du ja einen in der Nähe, den du mitbenutzen kannst. Statt den gewohnten Hausmüllbeuteln gibt es welche, die biologisch abbaubar sind und quasi von selbst zerfallen (aus Maisstärke sind die).
  • Dieser Tipp ist für alle Frauen: Statt Binden und Tampons eignet sich auch ein Ladycup. Der ist zwar aus Silikon aber kann sehr lange verwendet warden. Das spart so viel Müll. Und für alle Mamas: Informiert euch zum Thema Stoffwindeln. Die kann man wiederverwenden und spart nicht nur viel Geld, sondern auch Müll. Und zum Thema “ekelig” oder “bäh”: Alles, was aus unserem Körper kommt, ist ganz natürlich, das gehört alles dazu.
  • Thema Zahnbürste: Es gibt tatsächlich eine Firma, die Zahnbürsten aus Holz herstellt, die quasi komplett biologisch abbaubar sind und man nach Verwendung auf den Kompost werfen kann. Hier ein Link dazu, die Preise sind auch ok meiner Meinung nach.
    Das Thema Zahnpasta wurde Mitte diesen Jahres für mich revolutioniert. Ich verwende nun eine Zahnpasta, die in einem kleinen Gläschen kommt und aus rein natürlichen Zutaten besteht und sogar die Beisserchen weiss macht! Schau dazu mal hier vorbei.
  • Statt Obst und Gemüse im Supermarkt zu kaufen, informier dich doch über das Thema Biokiste. Die ist nicht nur regional, sondern auch saisonal und du unterstützt damit die Bauern in der Umgebung. Auch Foodsaven ist eine tolle Möglichkeit. Wenn es beides in deinem Wohnort nicht gibt, schau dich nach einem Wochenmarkt um, auch da wird selten Plastik verwendet und man macht sogar oft tolle Schnäppchen.
  • Thema Wasserflaschen: Ich wohne aktuell an einem Ort, an dem ich kein Leitungswasser trinken kann. Es schmeckt einfach sehr chlorhaltig hier und da bin ich kleines Dorfkind leider, oder zum Glück verwöhnt. Deswegen hab ich mir zwei grosse 15 Liter Flaschen geholt, die ich an einer Auffüllstation auffüllen kann. Im Sommer geh ich damit auch oft zu einer nahe gelegenen Quelle, nichts ist meiner Meinung nach besser, als frisches Quellwasser. Die Natur weiss schon, was sie tut.
  • Ersetze Wegwerfartikel mit Wiederverwendbarem: Statt Plastikflasche eine Metallflasche zum Mitnehmen. Statt to-go Plastik Kaffeebecher einen Metall-Kaffeebecher (oft bekommt man sogar Rabatt, zum Beispiel im Starbucks, wenn man seinen eigenen Behälter mitbringt). Es gibt sogar stylische Metall bzw. Glasstrohhalme, die man nach Verwenden in die Spülmaschine stecken kann. Statt Einwegrasierern eignen sich richtige Rasierer mit austauschbaren Klingen. (Übrigens kann man diese austauschbaren Klingen länger benutzen, als man denkt. Dazu braucht man nur ein altes Stück Jeansstoff und zieht den Rasierer gegen Rasierrichtung über den Jeansstoff. Damit schärft man die Klinge und kann sie so statt einer Woche einen ganzen Monat lang verwenden.)
  • Grosse Stoffbeutel zum Shoppen mitnehmen. An der Kasse landen Bücher, Klamotten, Schuhe usw. oft wie selbstverständlich in einer Plastiktüte. Da hilft es, wenn man seine eigenen Taschen dabei hat (oder einfach einen grossen Rucksack). Und wieder eine Tüte gespart.
  • Beim Klamottenkauf auf Plastik achten. Polyester ist Plastik. Stattdessen lieber Baumwolle oder Tencil kaufen. Polyester ist, wie meine Mama und ich gerne sagen, eh “schwitzi schwitzi Material”.
Wenn du dich weiterbilden möchtest, was das Thema Plastik angeht, empfehle ich dir diesen Artikel, der vom Spiegel veröffentlicht wurde: http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/plastik-menschen-haben-mehr-als-8-milliarden-tonnen-produziert-a-1158676.html
Wenn dir das Thema bewusst ist, dann teile deine Gedanken bitte mit deinen Freunden und deiner Familie. Es ist so wichtig, dass wir alle anfangen, uns zu kümmern. Wenn jeder nur ein bisschen dazu beitragen würde, wär das bereits ein wichtiger Schritt.
*Disclaimer: Bei manchen der oben genannten Links handelt es sich um Affiliate Links. Das heißt, dass bei einer Bestellung eine Gutschrift für mich ausgestellt wird, der Kauf aber nicht teurer für den Leser ist und keine weiteren Nachteile entstehen. Es handelt sich bei den Produkten um Produkte, die ich selbst getestet habe, die nur als Inspiration und Anregung dienen.