Zunächst einmal muss ich gestehen, dass ich mir vorab keinerlei Gedanken zum Thema "Vegan Advocacy" gemacht habe. Vermutlich habe ich das Wort 'Advocacy' noch nicht einmal verwendet. Völlig ohne Erwartungen auf ein Seminar zu gehen, hat sich bei mir bisher bewährt, so auch dieses Mal.
Was ich nicht wusste: Der Workshop bestand am zweiten Tag hauptsächlich aus "Effective Communication", was eben um effektvolle Kommunikation geht. Dabei ging es vor allem um die Kommunikationshürden, die uns im Alltag begegnen - und zwar auf beruflicher und privater Ebene.
Wir alle kennen jemanden, den wir als Profi im schlechten Kommunizieren sehen: Diese Person unterbricht uns, hört nicht zu, scheint abwesend, wechselt das Thema oft, hält keinen Augenkontakt oder spricht nur über sich.
Fakt ist: Der Schlüssel zum Erfolg auf beruflicher und privater Ebene ist eine gute Kommunikation. Und das können wir lernen. Leider lernen wir dieses wichtige Instrument nicht in der Schule. 

Um gut mit anderen zu kommunizieren, muss man sich selbst gut kommunizieren können, sich selbst also gut kennen. Zu wissen, was man selbst denkt und fühlt, hilft sich selbst zu kommunizieren. Hier ein paar kleine Tipps, um deine Beziehungen auf allen Ebenen sofort zu verbessern:
1. Sei dir selbst treu. Kenne deine Werte und übe dich in Neugierde dafür, was andere von deiner Sicht der Dinge halten. Sei mutig, dich anderen mitzuteilen und sei ehrlich.
2. Übe dich in Integrität: Vor allem in Diskussionen oder einem Streit kann folgender Tipp wichtig sein. 'Steige kurz aus der Konversation aus' und betrachte dich, deinen Gesprächspartner und das Gespräch als 'Außenstehender'. Rein objektiv auf die Konversation zu blicken, hilft oft. Die Emotionen rücken in den Hintergrund und hindern uns nicht mehr daran, zu verstehen, worum es gerade wirklich geht. Frage dich: Inwiefern beeinflusst mein Benehmen das Gegenüber? In einem Streit geht es oft garnicht darum, was die unterschiedliche Meinung ist, sondern wer Recht hat.
3. Prozess / Inhalt: Inhalt bezeichnet das, was gesagt wird und Prozess beschreibt, wie kommuniziert wird. Der Inhalt ändert sich ständig, der Prozess ist Teil deiner Persönlichkeit. Er spiegelt wieder, wie du generell zu deinem Gegenüber stehst. In einer Studie wurde herausgefunden, dass Leute sich nach einem Vortrag weniger an den Inhalt erinnern und mehr an die Art und Weise, wie der Inhalt kommuniziert wurde. Wenn der Redner witzig war oder motivierend, erinnern sich die Zuhörer gerne an ihn und an die "Stimmung", die erzeugt wurde. Der Inhalt bleibt oft nicht lange im Gedächtnis. Was du daraus lernen kannst: Wenn du sympathisch bist und gut im Thema Kommunikation, wenn du ein guter Zuhörer bist, dann kommen die Leute immer wieder zurück zu dir, um sich mit dir zu unterhalten. Wenn du etwas zu sagen hast, wenn Kommunikation Teil deines Berufes ist, dann kannst du hier viel erreichen. Arbeite an deiner Persönlichkeit und an der Art und Weise, wie du kommunizierst.
4. Kritik: Es heißt, du musst jemandem 5 Komplimente machen, damit ein einziger Kritikpunkt als Kritik und nicht als Beleidigung aufgenommen wird. Kritik wird meistens persönlich genommen, deswegen sollte diese nur dann ausgeübt werden, wenn es angebracht ist. Es gibt einen Grund, warum unser Gegenüber so gehandelt hat, meist ist der Grund die Konditionierung der Gesellschaft und die Erziehung der Kindheit. Versuche die Sicht des anderen einzunehmen und zu verstehen woher das Handeln kommt. Kritik auszuüben, ohne die Situation "ungemütlich" zu gestallten, ist fast unmöglich. Eine ungemütliche Situation wird zu 99% von Menschen toleriert, solange sie sich emotionell sicher fühlen
5. Grundforschung: Menschen konfrontieren uns oft mit Themen, mit einer gewissen Motivation. Du behältst den Überblick über die Konversation, wenn du verstehst, warum und woher dein Gegenüber kommt. In einem Streit ist häufig keine Klärung in Sicht, weil dein Gegenüber gar keinen Frieden finden will. Manche Menschen beginnen nur zu streiten, damit sie am Ende Recht haben und "gewinnen". Wieder einige Menschen sind sich dessen gar nicht bewusst, trotzdem gibt es die Möglichkeit, herauszufinden, was ihr Ziel ist. 
6. Jemandes Wirklichkeit definieren. Dies ist vermutlich einer der Knackpunkte. Wenn du jemandes Wirklichkeit definierst, bestimmst du seine Realität. Das ist ein Muster aus unserer Kindheit. Folgende Situation: Ein Kind fragt nach einem weiteren Teller vom Mittagessen und die Mutter oder der Vater sagen: Du bist satt. In dem Moment haben die Eltern die Realität des Kindes definiert, das Kind akzeptiert die Situation mehr oder weniger und lernt eine neue Idee vom Thema "satt". Das Kind lernt, den Signalen seines Körpers zu misstrauen. Es nimmt die Realität der Eltern an. Erlaube deinem Gegenüber, der Experte seiner eigenen Erfahrungen zu sein.

Vegan Advocacy bedeutet schlicht und einfach, den Veganismus Nicht-Veganern näher zu bringen und damit in die Rolle eines Aktivisten zu schlüpfen. Und dabei gibt es viel zu lernen, was mir vorher nicht so bewusst war.
Für mich gibt es drei gute Gründe, sich Vegan zu ernähren: Den Tieren zu Liebe, der Umwelt wegen und uns Menschen (auch Gesundheitlich). Bisher habe ich diese drei Gesichtspunkte immer ausführlich erklärt, wenn mich jemand gefragt hat, warum ich mich denn Vegan ernähre. Wie viele Leute ich damit zum Nachdenken gebracht habe, kann ich leider nicht sagen. Eins steht nun fest:Es war vor allem nicht die beste Strategie und dazu komme ich zuerst.
Wenn mich jemand gefragt hat, warum ich vegan esse und lebe, habe ich mich gerechtfertigt. Meistens war es mir sogar unangenehm. Vor allem wenn ich provokanten Fragen ausgesetzt war. Gerade zu meinen veganen Anfängen 2009 und 2010 habe ich mich oft wie ein Alien gefühlt. ... ich merke schon, dieser Post wird persönlicher als ich dachte.
1. Und hier kommt nun der erste Punkt, der wichtig ist. Dabei geht es nicht um Veganismus allein, sondern dies kann auf alle Bereiche des Lebens übertragen werden: Es gibt keinen Grund, dich für das zu rechtfertigen, was du tust. Es gibt mindestens einen Grund dafür und der kann auch sehr persönlich sein. Du musst dich vor niemanden rechtfertigen, ausser vor dir selbst. Solange du selbst mit deinen Vorstellungen, Ideen und Prinzipien zufrieden bist, gibt es keinen Grund dafür.
Wenn du dich dennoch rechtfertigst, kann das an zwei Gründen liegen: Insgeheim fühlst du dich nicht Wohl mit dem, was du tust - ODER du hast nicht ausreichend Selbstbewusstsein. Bei ersterem hinterfrage, was du im Aussen ändern musst, um wieder mit dir selbst im Reinen zu sein, bei zweiterem hinterfrage, was dir im Inneren fehlt. Habe den Mut und stehe zu dir selbst. 
2. Der nächste Punkt ist ein sehr wichtiger für uns Veganer. Bestimmt ist es jedem schon mal so gegangen, dass man Veganismus mit anderen Veganern diskutiert - vergebens. Am Ende versucht sich der veganere Veganer herauszukristallisieren. Wir diskutieren, ob es in Ordnung ist, als Veganer noch Ledersachen zu tragen, ob man gewisse Restaurants unterstützen darf und so weiter. Fakt ist: Die Tiere interessiert es nicht, wer der veganere Veganer ist. Und uns interessiert es auch nicht. Allerhöchstens unser Ego. Das ist definitiv Teil der Fraktion "Verschwendete Energie", die wir besser einsetzen können.
3. Du musst niemanden von deiner Ideologie überzeugen. Im Gegenteil: Wenn du krampfhaft versuchst, jemanden zur Veganen Lebensweise heranzubringen, kann ihn das sogar weiter davon entfernen. Man muss sehr sensibel mit einer Situation umgehen, wenn sich jemand für die Vegane Lebensweise interessiert. Weniger ist oft mehr. Wenn Menschen dank deiner Inspiration 'weniger' Fleisch, Milch oder Eier zu sich nehmen, hast du viel erreicht.
Kleines Beispiel: In jedem Supermarkt gibt es heutzutage einen ganzen Gang voll mit glutenfreien Broten, Müslis und weiteren Produkten. Das ist das Ergebnis eines "glutenfrei-Hypes", der irgendwann um 2010 entstand. Viele Menschen beschlossen plötzlich, dass eine Glutenfreie Ernährung gesünder ist. Die Nachfrage hat das Angebot verändert. Plötzlich hatten Leute, die wirklich unter Zöliakie leiden, ein viel größeres Angebot an Lebensmitteln im Supermarkt.
Jetzt kann man diese Situation auch mit der veganen Lebensweise vergleichen. Das Angebot an Pflanzlicher Milchalternative ist mittlerweile unfassbar angestiegen. Es gibt Mandelmilch, Soja-Milch, Hafermilch, Reismilch, Dinkelmilch, Cashewmilch, Macadamiamilch, Hanfmilch, und viele mehr. Das Angebot an pflanzlicher Milch besteht heute nicht nur wegen der 1-2% Vegan-Lebenden in Deutschland. Das Angebot ist nur deswegen so groß, weil die Nicht-Veganer oft Kuhmilch durch die pflanzliche Alternative ersetzen. Den Markt verändern nicht die Veganer, sondern die Nicht-Veganer. Deswegen sei nicht enttäuscht, wenn deine Familienmitglieder nicht sofort auch vegan leben, sei dankbar, wenn sie weniger tierische Lebensmittel konsumieren, als vorher. 
Ich kann das Seminar von Melanie Joy nur weiterempfehlen. Informationen dazu gibt es hier und ihr Buch gibt es hier