Zur Vorgeschichte. Zugegeben, in den sieben Jahren Veganerdasein gab es Höhen und Tiefen. Da waren diese Momente, in denen ich der Superveganer war, der nicht veganerer hätte sein können. Man will am liebsten seine ganzen Freunde, Verwandten und Bekannten missionieren, - und den Rest der Welt auch. Und dann waren da diese Momente - oder besser Monate, in denen mir irgendwie alles egal war. Das soll jetzt nicht komisch klingen, aber solange ich veganes Essen auf meinem Tellerchen fand, war ich zufrieden. Ob andere sich neben mir Fleisch zubereitet haben, hat mich gar nicht interessiert. Ich hab ihnen sogar das Steak auf dem Grill umgedreht, damit es nicht zu trocken wird. 
Ich weiß in meinem Herzen, dass jeder Mensch autonom ist und selbst für sich denken und entscheiden kann. Und nein, um Gottes Willen will ich niemandem meine Lebensweise aufzwingen. Und das hat einen einfachen Grund: Ich habe mich selbst und von mir aus ohne Zwang für diese Lebensweise entschieden. Weil ich es so wollte und es mittlerweile seit sieben Jahren für die beste Entscheidung meines Lebens halte. Hätte man mir 2009 versucht, die vegane Denk- und Lebensweise aufzuzwingen, wer weiß wie ich reagiert hätte. 
Mittlerweile haben mich einige Yogis um mich herum inspiriert und ich bin zu dem Punkt gekommen, wo ich folgendes sagen kann: Ich für mich habe die Erfahrung machen können, dass der vollständige Ausschluss von tierischen Bestandteilen in meiner Ernährung gesundheitlich nur Vorteile hatte. Meine Haut ist rein, ich habe keine Beschwerden, eine super Verdauung, einen klaren Geist, ein wacheres Köpfchen, eine - soweit ich das selbst einschätzen kann - stabile Persönlichkeit und einen guten Charakter. Es fühlt sich einfach gut an, nicht von anderen Lebewesen abhängig zu sein, sie für seinen Geschmack und Sättigung auszunutzen und zu gebrauchen. Auch sportlich gab es nur Verbesserung, sowohl in der Ausdauer, als auch in der Kraft. Und auch nach sieben Jahren bin ich nicht an einem B12 Mangel gestorben, genauso wenig an einem Protein und Eisenmangel. Ich für mich bin dankbar für einen geringen ökologischen Fussabdruck (weißt du eigentlich wie viele Ressourcen in so einem Hamburger stecken, wie viele tausend Liter Wasser, weißt du eigentlich wie viel Getreide einer Kuh gefüttert wird, von der Geburt bis zur Schlachtung, weißt du eigentlich wie viele Menschen tagtäglich an Hunger sterben, weil sie genau dieses Getreide nicht bekommen?) und ich bin genauso dankbar für folgendes: Ich habe eine Entscheidung getroffen, die ethisch korrekt ist, indem ich den geringstmöglichen Schaden an Umwelt, Tieren und Mitmenschen anrichte. Ich nehme niemandem etwas weg, dem Huhn nicht sein Ei, der Babykuh nicht ihre Milch, den Ozeanen nicht ihre Fische usw. 
Ich weiß ganz genau, wie oft ich mich in der Schule im Religionsunterricht immer gefragt habe, was ich hier eigentlich tue und warum ich meine Zeit so vergeude? Es ergab alles keinen Sinn, nicht das Lesen von Zitaten in einem alten staubigen dicken Buch genannt Bibel, was bestimmt eine gute Aussage hatte, nichts ergab Sinn. Warum soll ich beten? Warum soll ich für das Gute hoffen? Dass irgendwann alles besser wird? Warum jeden Sonntag in eine Kirche gehen, und Vers um Vers immer wieder das selbe sagen, wenn dann keine Taten folgen? Und diese Frage geht an alle Christen, die gläubig sind und nicht aus der Kirche ausgetreten sind: Glaubt ihr, Gott hätte gewollt, dass wir nur beten und gute Vorsätze aufsagen, wenn wir dann keine guten Taten folgen lassen? Aber lassen wir Gott da aus dem Spiel.
Letztlich kann ich es nur so zusammenfassen: Ich für mich habe diese Entscheidung getroffen, weil es mir damit in allen Ebenen besser geht. Ich stecke natürlich nicht in jemand anderes Schuhen. Und auch wenn mein Ego mir sagt, dass diese Entscheidung für alle Menschen die beste Entscheidung wäre, weiß ich es nicht. Weil ich ich bin und nicht du.
Und dann gibt es trotzdem diese Momente, in denen der Vulkan ausbricht… Wenn ich einen Matcha Latte bestelle, extra erwähne, dass ich ihn gerne mit Sojamilch trinke (was heutzutage sogar mehr kostet, obwohl es eigentlich günstiger sein müsste, eine Bohne großzuziehen und zu ernten, als eine Kuh solange zu füttern, bis sie im fortpflanzungsfähigen Alter ist, sie künstlich zu befruchten und jeden Tag an eine Milchpumpe anzuschließen und mit den nötigen Medikamenten zu versorgen! Sorry langer Satz…). Mein Matcha Latte kam hübsch aufgeschäumt mit Sojamilch, ich habe sogar die Verpackung der Milch gesehen, als die Barista mein Heißgetränk zubereitete. Im Nachhinein musste ich dann erfahren, dass Milchpulver in dem Matcha Blend Pulver mit drinnen war?! Hallo? Gehts noch? Wäre es nicht nötig, das dazuzusagen, wenn jemand schon extra nach einer Milchalternative fragt? Und selbst wenn mir das Leid der Tiere egal wäre, wie steht es denn mit den Leuten, die eine Intoleranz haben? Hallo, wir befinden uns im Jahr 2016, und nicht mehr im Mittelalter. Vegan sagt mittlerweile jedem etwas! Und sowas passiert mir ausgerechnet noch in einem Laden, in dem mit glutenfreien und veganen Riegeln geworben wird.
Eine Frechheit. Und dann kocht es in mir, weil ich es einfach nicht nachvollziehen kann. Warum müssen wir Veganer immer auf alles und jeden Rücksicht nehmen? 
Sofort sind wir militant und zeigen keine Toleranz, wenn wir aufstehen und gehen, sobald sich in der S-Bahn jemand mit einem Döner neben uns setzt. Da wird dann hübsch mit den Augen gerollt. Wenn ich aufstehe und gehe, wenn sich jemand neben mir eine Zigarette anzündet, versteht mich ja auch jeder. 
Aber die Veganer sind nunmal die Minderheit. Wir müssen Rücksicht nehmen, dürfen ja nicht unseren Mund aufmachen, und bloß keine Diskussionen über Schlachthäuser und Käfig-Eier anfangen. Wir dürfen den Leuten nicht sagen, was wirklich passiert, weil dann schmeckt ihnen ihr Heißbeliebtes Essen nicht mehr. ‚Nein ich mag das nicht wissen.“
Als ich letztens mit meiner Sea Shepherd Jacke unterwegs war, sprach mich ein Mann an. Besser gesagt lachte er mir frech ins Gesicht und sagte: „Wusstest du eigentlich, dass das Sea Shepherd Schiff, das als aller Erstes dieser Organisation zu einer Mission aufbrach, direkt bei Japan untergegangen ist?“ Ich sah ihn an, überlegte einen Moment und fragte ihn ernsthaft, was jetzt daran lustig sein sollte. Als die Titanic unterging, war das ja auch nicht lustig. Aber nein, er lachte darüber dass wieder so eine, ich zitiere „Peace Organisation“ von kleinen Menschen, die was bewegen wollten und sich dann eh nur als Helden feiern lassen wollten, gescheitert ist. Ich hab ihn dann nur gefragt, ob er es immer noch lustig findet, wenn die Ozeane bald ausgefischt sind, und ob er eigentlich weiß, wie viel Bei-Fang so draufgeht… Aber dann bin ich als Veganerin wieder die dumme Spielverderberin, die keinen Spaß versteht. 
Und die nächste Situation, die meinen Vulkan richtig zum kochen bringt, ist wenn wieder ein Fleischesser herkommt, und mich fragt: „Ist es okay für dich, wenn ich mein Sandwich mit Schinken und Käse esse?“ Nein, ich zwinge mich nicht jeden Tag dazu, vegan zu essen, nein ich bin kein kleines Opfer, nein. Ich gehe nicht jeden Tag ins Bett und weine mich in den Schlaf, weil ich wieder einen traurigen veganen Tag in meinem Leben hatte. Stellt euch mal vor, das würde anders ablaufen. Ich setze mich neben einen Fleischesser und sage folgendes: „Hey, sag mal, ist es okay für dich, wenn ich meinen veganen Burrito neben dir esse, oder fühlst du dich dann emotional angegriffen?“ Bei dieser Vorstellung kommt mir sogar ein kleines Schmunzeln. 
Message an dieser Stelle an alle, die immer noch tierische Produkte konsumieren: Informiert euch, über die Tatsachen, was alles mit dieser Ernährungsform einhergeht. Informiert euch über die Zustände der Tiere, über die Summe der Rohstoffe, die für die Produktion gebraucht wird, usw. Es ist so einfach, zu lachen. Da fühlt man sich für den Moment überlegen und stark. Aber folgendes sei auch gesagt: Wenn du Kinder haben willst, hinterlasse ihnen einen Planeten, auf dem sie leben können, nicht gegen Wasserknappheit usw. ankämpfen müssen. Nehmt das ganze Thema mal für einen Moment ernst und hinterfragt, warum der oder diejenige in eurem Freundeskreis sich so seltsam ernährt. Und lasst das mit dem Mitleid, oder den dummen Sprüchen. Dumme Witze gibt es genug und die stören mich nach sieben Jahren auch nicht mehr, da steh ich drüber. Wenn ich mich immer damit beschäftigt hätte, was andere über mich denken oder sagen, wäre ich heute nicht da, wo ich eben heute bin.
Und mir persönlich ist es auch echt egal, ob du dich nun vegan oder nicht vegan ernährst. Interessiert mich genauso wenig wie die Tatsache, ob du Sport machst oder nicht, oder ob du gesund bist. Ich muss dich ja auch später nicht pflegen, weil du es selbst nicht mehr schaffst, weil deine Fettleber es nicht mehr die Treppe raufschafft. Es gibt nur einen Grund, warum es mir wichtig ist, dass sich mehr Menschen vegan ernähren. Es ist der einzige und langfristige Weg, den dieser Planet gehen kann. Anders geht es nicht, das haben genug Wissenschaftler herausgefunden. Tu es für dich und für deine Gesundheit, für deine Nachkommen und die Nachkommen deiner Freunde und deiner Familie. Tu es, um Ressourcen zu sparen, wenn du zwischen der Spezies Mensch und Tier einen Unterschied im Wert siehst, dann sieh es so: Das Futter der Tiere kann auch Menschen ernähren. Menschen, die jeden Tag an Hunger und Durst sterben. Kinder. Diese Menschen leben nicht in unseren Ländern, sondern in den Ländern, in denen Futtermittel für unsere Tiere produziert werden. Hauptsächlich Afrika und Südamerika, da ist es am schlimmsten. Das wird auch nicht im Fernsehen gezeigt, das sehen wir nicht.
Und ja, dieser Blogpost dient auch einfach mal dazu, dass ich ein für alle mal einfach ausrasten darf. Nimm es mir bitte nicht persönlich. Und ich finde es ist an der Zeit, auch mal zu sagen: Ich muss nicht immer der meditierende Yogi sein, bei dem das Chi fliesst. Ich darf auch mal leidenschaftlich auf den Tisch hauen. Wenn ich jemanden sehe, der ein kleines Kind auf der Strasse vermöbelt, greife ich ein. Weil es moralisch meiner Meinung nach nicht richtig ist. Und wenn ich sehe, dass einem Lebewesen Unrecht geschieht, dann muss ich auch eingreifen. Ich will einfach ehrlich zu mir selbst sein und mich auch nicht mehr zurückhalten. Wenn ich Gefühle habe, lass ich sie raus. Sonst entsteht innerlich ein Stau und der blockiert. Stellt euch vor, euer Nachbar versucht, seine Katze mit einem Messer zu halbieren. Jeder Mensch, den ich kenne, würde innerlich ausrasten, wenn er mitbekommt, dass sein Nachbar seine Katze erst geschlachtet und dann gegessen hat. Warum? Klar, das macht man einfach nicht. Das gehört sich nicht, das ist ekelhaft. Menschen die Katzen essen, denen traut man nicht, die essen womöglich auch noch Kinder. Ich mache einfach keinen Unterschied zwischen den verschiedenen Tieren. Das ist eigentlich alles. Für mich ist eine Katze süß und niedlich, aber ich mach keinen Unterschied, ob eine Katze irgendwie mehr wert ist, als eine Kuh. In diesem Sinne, namasté und ich habe fertig. Danke fürs Lesen.